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Allgemein Donna Lylittha

Rassismus gegen Weiße?

Selten hat ein Tweet von mir so viel Aufmerksamkeit erhalten und Reaktionen ausgelöst wie dieser, bestehend aus drei Worten (Rassismus Gegen Weiße:) und einem mit Zitat eingeleiteten Link zu einem Spiegel Artikel über Albinismus.

Es stellen sich Fragen.

Was war die Intention dieses Tweets?

Es ging mir zum einen um die Dekonstruktion der Aussage, dass es keinen Rassismus gegen Weiße geben könne, zum anderen um die Schaffung eines Bewusstseins für die Diskriminierung von Albinos.

Warum hat dieser Tweet so sehr getriggert?

Die hohe Zahl der Kommentare zu diesem Tweet haben mich überrascht, da ich nur ein kleiner Musikaccount mit gelegentlichen Anmerkungen zur Tagespolitik und zur Schönheit des Universums bin. Außerdem war ich verwundert über die zum Teil aggressiven, zum Teil völlig unterbelichteten Kommentare, die sich unter und über diesem Tweet angesammelt hatten.

Das Erstaunen legte sich dann, als mich ein freundlicher Follower darauf aufmerksam machte, dass ein recht großer Account, der mich schon lange geblockt hatte, sich meines kleinen Tweets annahm, an mich gerichtete Fragen stellte und auch seine Follower aufforderte, mir zu erklären, was an diesem Tweet falsch sei.

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Man könnte sich natürlich fragen, welchen Sinn es macht, jemandem Fragen zu stellen, den man geblockt hat, da der Gefragte (in diesem Fall ich) weder die Möglichkeit hat, die Frage zu lesen,  geschweige denn darauf zu antworten. Aber das wäre dann wohl nur eine rhetorische Frage.

Die Intention war offensichtlich Aufmerksamkeit für meinen Tweet zu schaffen und möglichst viele der 130.000 Follower für diesen Tweet zu aktivieren und Haltung zu zeigen, beziehungsweise mich aufzuklären.  Da dieser Account seine eigenen Follower selbst als etwas dumm einschätzt, wurde auch gleich die Vorgabe mit auf den Weg gegeben, dass es sich hier keinesfalls um Rassismus handeln würde, sondern um Ableismus.

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Immerhin fanden das knapp 1000 (0,8%) der Follower ganz toll und viele machten sich auf den Weg um mich darüber aufzuklären, dass ich a) dumm wäre (in verschiedenen Varianten, die zum Teil sehr lustig, zum Teil auch recht obskur waren), b) dass ich mich besser informieren sollte und c) dass es sich um Ableismus handeln würde. Also handelten sie genau so wie ihnen aufgetragen wurde.

Es gibt ihn also noch, den guten, alten Kadavergehorsam der Deutschen. Leider waren die meisten intellektuell damit überfordert zu tun, wozu sie mir häufig rieten, informiert sein ist anders.

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Das ist jetzt nicht weiter dramatisch. Da ich eine freundliche Seele bin, habe ich ihnen gerne Auskunft gegeben, um ihre Wissenslücken zu schließen. Natürlich erwarte ich keine Dankbarkeit, aber manche Kommentare waren schon verblüffend, z.B. der Vorwurf, dass ich mein Wissen zusammengegoogelt hätte.  Das wirft natürlich die Frage auf, wie andere so ihre Internetrecherchen machen oder ob sie Sonntags nachmittags in die Unibibliothek fahren, um sich über Albinismus kundig zu machen.

Weniger lustig fand ich allerdings, dass viele der Argumente anmuteten, als wären führende Rassentheoretiker wieder auferstanden, die sich über eine „schwarze“ Rasse auslassen.

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Zusammenfassend stelle ich fest, wie leicht sich Menschen bei Twitter aufhetzen lassen und wie gerne unreflektiert Behauptungen übernommen werden, die aus der Luft gegriffen oder einfach falsch sind.

Diese Leichtgläubigkeit finde ich sehr bedenklich, da sie aufzeigt, wie leicht sich Massen manipulieren lassen und wie sie agieren, wenn sie erst einmal aufgehetzt wurden. Nun bin ich seit über zwanzig Jahren gewohnt, gelegentlich einmal in einen Shitstorm zu geraten und finde dies eher amüsant, wenn er nicht so viel Kapazität binden würde, die man lieber für etwas anderes verwendet hätte. Aber das ist ja die Absicht hinter diesen orchestrierten Stürmen, Kapazität zu binden und einzuschüchtern.

Die Meute gibt erst Ruhe, wenn die Beute erlegt ist, dass heißt, sich von Twitter verabschiedet. Und selbst dann wird noch nachgetreten. Zum Glück habe ich keinen Promistatus, so versiegt das Interesse schneller.

Jetzt ein paar Anmerkungen mit weiterführenden Quellen zum Albinismus, da mir das Thema sehr am Herzen liegt und es anscheinend große Wissenslücken gibt.

Es gehört bei der Beschäftigung mit Diskriminierung und Rassismus auch dazu, sich mit der Sichtweise der Betroffenen vertraut zu machen und nicht nur mit missverstandenen Thesen aus der Critical Race Theory herumzuwirbeln, die noch in der Phase der Theoriefindung ist, zumal CRT auf Albinismus nur ganz schwer anwendbar sein dürfte.

Was ist Albinismus?

Albinismus ist verursacht durch eine genetische Veränderung, die durch ein Defizit von Melanin und das teilweise oder vollständige Fehlen von Pigmenten in Haut, Haare und Augen gekennzeichnet ist.
Es wird nicht genug Melanin produziert um die Retina voll auszubilden. das kann zu Einschränkung der Sehfähigkeit führen, darüber hinaus können auch Haut und Haare verändert werden.

Ist Albinismus eine Krankheit?

Nein.

People with Albinism:
o live full, active and satisfying lives.
o are individuals who learn and grow.
o contribute successfully in a wide range of vocations.
o are affected by light and the sun’s rays.
o are normal people with less pigment in their skin.


It’s important to remember:
o Albinism is not a disease!!!!
o Albinism does not affect intelligence.
o Albinism can occur in every ethnic group.!!!!
o Albinism is not caused by anyone’s action or inaction.
o Albinism does not prevent enjoyment of life

https://www.albinism.org.nz/wp-content/uploads/2014/11/Albinism-Aotearoa.pdf

Handelt es sich bei der Diskriminierung von Albinos um Ableismus?

Nein!

Albinos können zwar auch! zusätzlich ableistisch diskriminiert werden. allerdings bezieht sich das auf die eingeschränkte Sehfähigkeit, nicht auf die Hautfarbe.

Handelt es sich bei der Diskriminierung von Albinos um rassistische Diskriminierung?

Ja!

Dazu die UN-Menschenrechtskommission (United Nations Commission on Human Rights (CHR)) 

The definition of „racial discrimination“ under article 1 of the International Convention on the Elimination of All Forms of Racial Discrimination is that it “shall mean any distinction, exclusion, restriction or preference based on race, colour, descent, or national or ethnic origin which has the purpose or effect of nullifying or impairing the recognition, enjoyment or exercise, on an equal footing, of human rights and fundamental freedoms in the political, economic, social, cultural or any other field of public life.”

https://www.ohchr.org/en/instruments-mechanisms/instruments/international-convention-elimination-all-forms-racial

In its Concluding Observations for South Africa in August 2016, the Committee on the Elimination of Racial Discrimination has shown that discrimination against persons with albinism falls under the Convention as it constitutes discrimination on the basis of colour. The Convention on the Elimination of All Forms of racial discrimination is therefore another ground for protection persons with albinism in addition to other frameworks such as on disability, on the right to health, on economic and social rights, etc.

https://www.ohchr.org/Documents/Issues/Women/WRGS/Report/SpecialProcedures/albinism.docx

UN Office of the High Commissioner for Human Rights (OHCHR).

Ich halte die Menschenrechtskommission in Fragen des Rassismus für maßgebender als irgendwelches Geblubber von blassen Studenten in den Seminarräumen deutscher Universitäten. Zumal die Autorin dieser Expertise selbst Albino ist und als eine der wenigen Experten gilt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ikponwosa_Ero

Zusammenfassung:

Es handelt sich bei Albinismus um eine rassistische Diskriminierung wegen der weißen Hautfarbe, nicht um Ableismus.

Diese rassistische Diskriminierung ist dramatisch, lebensbedrohend und es besteht die Gefahr eine Genozids.

Einige Kommentare der selbsternannten Antirassisten unter meinem Tweet waren so haarsträubend rassistisch, dass mir die Spucke wegblieb.

Ich dachte bisher, dass Einigkeit darüber besteht, dass es keine Menschenrassen gibt, auch keine schwarze, gelbe oder weiße Rasse.

Das Distinktionsmerkmal ist die Hautfarbe in Abhängigkeit vom Melaningehalt, der bei Albinos gering bis nicht vorhanden ist. Wer behauptet, dass es sich bei einem Albino um einen schwarzen Menschen handelt, ist wohl auch der Meinung, dass es eine schwarze Menschenrasse gibt. Willkommen in den Anfängen des 20. Jahrhunderts.

Tatsächlich ist der Melaningehalt sehr viel wirkmächtiger als die geringen genetischen Unterschiede zwischen den Menschen.

Des weiteren leiden Albinos nicht unter ihrer Hautfarbe, sondern sie werden deswegen diskriminiert. Sie leiden unter der Sonnenempfindlichkeit und der Beeinträchtigung der Sehfähigkeit.

Weitere Quellen für Interessierte.:

Kenyans with Albinism and Racial Discrimination

https://tbinternet.ohchr.org/Treaties/CERD/Shared%20Documents/KEN/INT_CERD_NGO_KEN_27123_E.pdf

Jagd auf Menschen mit Albinismus in Malawi „Den Gräueltaten ein Ende setzen“

https://www.spiegel.de/politik/ausland/malawi-menschen-mit-albinismus-werden-gejagt-und-getoetet-a-1268336.html

Mothering, Albinism and Human Rights: The Disproportionate Impact of Health-Related Stigma in Tanzania

https://link.springer.com/article/10.1007/s10699-020-09701-0

Albinism in the Social Sciences and Humanities:
A Bibliography

https://www.ifeas.uni-mainz.de/files/2019/07/Albinism-bibliography.pdf

4 Antworten auf „Rassismus gegen Weiße?“

Albinismus ist keine Krankheit?
Ist genetisch angeborene Taubheit keine Krankheit?
Ist Trisomie 21 keine Krankheit?
Wenn man im Gegensatz zum Normalfall Nachteile hat, ist es eine Krankheit. Z.B. die eingeschränkte Sehfähigkeit.
Das gilt für das Down-Syndrom wie für Menschen die besonders empfindlich auf Sonne und Licht reagieren.

Auch ohne eine Krankheit gibt es dann noch den Fall dass eine Person etwas persönlich als Problem empfindet, was Andere als völlig normal empfinden.

Z.B. ein Leben als Ladenschwengel, Pflegedrohne, Büro/Amts-Zombie, im Handwerk etc.. Also eigentlich jeder Ausbildungsberuf… Arbeit nur für das Geld.

Da muss man akzeptieren dass für den Einen eine Festanstellung und sichere 50 Jahre in dem Beruf ein „Traum“ wäre (obwohl die Person wohl wie 90% aller Deutschen mit ihrer Arbeit unzufrieden wäre), für den Anderen ein echter Suizidgrund.
Und das meine Ich nicht als Witz oder Übertreibung.
Es gibt mit Sicherheit Menschen die keine Lust auf 50 Jahre Arbeit nur fürs Geld, erwarten des „Feierabend“ und „runterkommen“ mit Alk haben, und lieber den Tod vorziehen.
Ein absolut legitimer Suizidgrund. Auch wenn man 25 und gesund ist.
Es gab einen jungen gesunden Deutschen, der keine Lust auf sein vorherbestimmtes Leben hatte, und in der Schweiz Sterbehilfe bekam.
Warum nicht? Was „verliert“ denn so eine Person?
Wenn die Person das Leben nicht als Lebenswert empfindet, ist es das auch nicht.
Irrelevant wie andere Menschen das sehen.

Und wenn man entgegen wissenschaftlicher Belege (*) daran glaubt dass mit dem Tod das Denken, Sehen etc. endet, kann man die Entscheidung auch nicht bereuen.
Wer die 50+ Jahre Forschung zur Reinkarnation mit rund 4000 Fallstudien an Kindern als Elsevier-Papers bzw. das Buch „Reinkarnationsbeweise“ von Prof. Ian Stevenson kennt, weiß dass das Jenseits real ist, und man nach Beobachten der Lebenden selbst die Mutter auswählen kann.
Dazu noch die hohen Glücksgefühle und „große Liebe“ von der aus dem Tod zurück gekehrte berichteten…

Warum sollte sich eine Person nicht frei gegen ein Leben in reiner Erwerbsarbeit und für den Tod entscheiden…

Was für den einen OK ist (Pflegeberuf, Supermarkt, Finanzamt…), ist für den anderen inakzeptabel.
Auch wenn sich die bildungsgleichgültigen Eltern wohl dachten dass ein Ausbildungsberuf ausreicht…
Es wäre hilfreich um eine Diskussion zu erzwingen, wenn Menschen die sich eh das Leben nehmen wollen öffentliche Abschieds-Briefe/Videos hinterlassen indem sie als Grund angeben kein solches Leben führen zu wollen.
In Deutschland gibt es Philosophen wie dieser Politiker Nida-Rümelin, die öffentlich beklagen dass „zu viele“ Menschen studieren…
um so mehr, um so besser. Auch wenn es 95% wären.
Bei 95% und mehr sollte übrigens die Abitur-Quote liegen.
Wie in einigen anderen Ländern. Südkorea, Finnland…

Der Umstieg zwischen deutschem Gejammer und englischen Quellen ist eine wundervolle Sache, den Lesefluss konfus zu machen.
Fakt ist, dass Albinismus nicht „weiße Haut“ bedeutet sondern die völlige Abwesenheit von Farbpigmenten. Es gibt also auch weiße aka „europäische“ und asiatische Albinos, kann man googeln.
Albinismus von afrikanischen Menschen als „Rassismus gegen Weiße“ zur Debatte zu stellen, ist lustig aber dumm.
Diese Debatte dann hier auf das Blog zu verlagern, nachdem die DruKos bei Dir dicht gemacht waren, ist auch nicht gerade schlau.
Dass es sich bei Dir um einen Account mit „gelegentlichen“ politischen Äußerungen handelt, kann ich nicht nachvollziehen, jede Stunde ein Tweet/ Retweet und Geningel bei den Grünen ist nicht gelegentlich.
Mit Musik habe cih Dich noch in Verbindung gebracht

Wenn Sie von englischen Quellen überfordert sind, dann können Sie ein Übersetzungsprogramm benutzen. Es ist allgemein üblich aus Originalquellen zu zitieren und die UN-Menschrechtskommission ist der maßgebende Akteur im Kampf gegen die Diskriminierung der Albinos.

Tatsächlich wird, wie auch aus den Quellen ersichtlich, ein Albino als weißer Mensch wahrgenommen und es gibt auch die entsprechenden afrikanischen Bezeichnungen dafür. Die Diskriminierung der Albinos in Afrika, die bis zur Ermordung gehen, erfüllen, wie beschrieben, die Definition von Rassismus laut der Durban-Konferenz. Natürlich gibt es Albinos auch in anderen Erdteilen, das steht doch überhaupt nicht in Frage. Auch dort findet Diskriminierung wegen der weißen Haut statt, aber erfüllt nicht überall die Kriterien für Rassismus.

Wenn Sie die UN-Menschenrechtskommission für dumm halten, ist es ihr Problem, hilft aber den Albinos nicht weiter.

Ich habe die Debatte verlagert, nachdem sich die Zahl der Drukos häuften, die nichts anderes als Beleidigungen enthielten, aber sonst nichts zum Thema beitrugen. Wer mit mir ernsthaft diskutieren will, hat hier die Gelegenheit, sollte aber auch sich wirklich zu diesem Thema informieren und nicht nur dummes Zeug nachplappern, dafür ist das Thema zu ernst.

Es handelt sich bei meinem Account tatsächlich um einen Account, der dafür angelegt wurde, sich über Musik zu unterhalten. Meine engste Bubble besteht aus Musikliebhabern. Außerdem täuscht der Eindruck, dass ich mich nur an den Grünen abarbeite. Wenn ich Anlass dafür sehe, wird niemand geschont. Zur Zeit habe ich vor allem die SPD im Fokus wegen ihrer undurchsichtigen Positionierung zum Krieg in der Ukraine. Aber auch FDP, Union, AFD, und Linke kommen nicht zu kurz.

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