Kategorien
Alexander Virchow Allgemein

Eine zweite Aufklärung über die Zukunft

Liest man Volkes Stimme quer, so scheinen drei Irrtümer weit verbreitet zu sein:

Erstens hat sich in den Köpfen noch nicht festgesetzt, daß die Dekarbonisation beschlossene Sache ist.

Zweitens ist völlig unverstanden, daß die selbstfahrenden Autos kommen – nicht irgendwann, sondern in den nächsten Jahren.

Drittens ist die Digitalisierung bezüglich des künftigen Verkehrs für die Masse der Diskutanten nicht absehbar. Durch die Erfahrungen mit Computer, Smartphone, automatischer Übersetzung oder künstlicher Intelligenz wurde eine realistische Erwartungshaltung nicht geschaffen.

Betrachten wir den künftigen Verkehr in Form einer kleinen Geschichte.

Viola ist sechs. Sie geht seit drei Monaten zur Schule. Oder sagen wir besser, sie fährt. Das kindliche Glück, auf einem Bauernhof aufzuwachsen, erlaubt leider keinen Fußmarsch und auch keine Fahrradtour. Daher wird sie jeden Tag von einer Dose abgeholt. Die sammelt zuverlässig jeden Tag die Kinder, die auf dem Weg wohnen, ein, um sie auf dem Schulparkplatz wieder zu entlassen. Ein- und Ausstieg werden den Eltern per App-Message bestätigt, nicht legitimierte Personen können die Dose nicht betreten, nicht auf dieser Tour. Dann würde nämlich Alarm ausgelöst, Eltern und Polizei würden benachrichtigt, und die anderen umherfahrenden Dosen würden sich wie ein Insektenschwarm um das Zentrum des Aufruhrs legen. Das hilft vielleicht nicht gegen irre Attentäter, doch um Kinderschänder macht sich hier keiner mehr Gedanken.

Nachdem die Dose die Kinder in der Schule abgeworfen hat, nimmt sie neue Aufträge entgegen. Vielleicht fährt sie Violas Mutter zum Supermarkt, der übrigens keinen Parkplatz mehr hat. Nur einen Einlade- und Einstiegsbereich, denn die Dose wartet nicht auf Violas Mutter, die nimmt für ihre Rückfahrt ein anderes Exemplar. Gewiß könnte sie ihre Dosen-App auch auf Sharing stellen und den günstigeren Gruppentarif wählen. Doch sie liest auf der Fahrt lieber in Ruhe ihr Twitterkonto. Die weiteren Dosennutzungen des Tages brauche ich nicht extra auszuführen: Violas Fahrt zum Klavierunterricht, Papas Rückfahrt von der Arbeit, Papa und Mama, die Abends im Ristorante noch Pizza essen und dabei großzügig dem Vino zusprechen.

Beachtet, worüber wir nicht sprachen:

  • keine sinnlosen Rück- und Hinfahrten, um Viola und die anderen Kinder irgendwo abzuholen oder hinzubringen
  • kein Parkbedarf und daher keine Parkplätze im öffentlichen Raum
  • riesige Freiflächen, die anderen Nutzungen zugeführt werden können
  • viel kürzere Abstände im Dosenverkehr als heute bei Autos
  • viel weniger Fahrten insgesamt

Morgen schauen wir uns näher an, was das für den Verkehr letztlich bedeutet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert